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29.11.2024

Winterkur am Eichholzbeek zum Schutz bedrohter Molche

Diese Nachricht sorgte für Aufsehen unter Naturschützern und Tierexperten. Am Eichholzbeek, einem Gewässer im Biotopverbund an der Nette – verwaltet von der Stadt Seesen und der Heinz Sielmann Stiftung – ist ein männliches Exemplar des Kammmolches gesichtet worden. Eine vom Aussterben bedrohte Amphibienart, die aufgrund ihrer Seltenheit unter besonderem Artenschutz steht. 

Um der gefährdeten Art bestmögliche Voraussetzungen fürs Überleben zu schaffen, wird das fast 3,5 Hektar große Gewässer in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar jetzt langsam entleert und für die Winterzeit trockengelegt.

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Die kleinen Stillgewässer entlang der Nette zwischen Herrhausen und Rhüden bieten Wasservögeln, Insekten, Amphibien und einigen Fischarten optimale Lebensräume. „Allerdings“, so erklärt Dr. Maude Erasmy von der Sielmann-Stiftung, „müssen die Gewässer regelmäßig gepflegt werden, da sie ohne ausreichenden natürlichen Zulauf von Frischwasser mit der Zeit verschlammen und verlanden.“ Grund dafür sind Sedimente wie Sand und Erde sowie abgestorbene Pflanzenreste, die sich auf dem Grund des Gewässers sammeln und mit der Zeit eine dicke Schlammschicht bilden. „Wird das Gewässer für eine Zeit trockengelegt, kommt es zu bio-chemischen Umwandlungsprozessen, die helfen, dass der Schlamm an der Luft abgebaut wird“, erklärt Andreas Froböse, Leiter der Bauverwaltungsabteilung der Stadt Seesen.

Bild vergrößern: Kammmolch5 Heinz Sielmann Stiftung / Ralf Donat © Heinz Sielmann Stiftung / Ralf Donat
Kammmolch5
Heinz Sielmann Stiftung / Ralf Donat © Heinz Sielmann Stiftung / Ralf Donat

Die Trockenlegung des Teiches geschieht ganz einfach, indem das darin befindliche Wasser langsam in die Nette abgelassen wird. Langsam ist wichtig in diesem Fall, damit die Nette selbst nicht durch zu viel Wasser in zu kurzer Zeit in Mitleidenschaft gezogen wird. Maude Erasmy und Andreas Froböse, die den Ablauf in Gang gesetzt haben und nun im Auge behalten, gehen davon aus, dass der Ablauf etwa zwei Wochen dauern dürfte.

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Winterung heißt das Verfahren in der Fachsprache und ist bereits im Mittelalter angewendet worden. Heute wird es zum Naturschutz und zur Pflege eingesetzt – damals lag das Augenmerk auf der Fischerei. Aber Fische – besonders Karpfen, die zumeist als Laich und über Wasservögel in das Gewässer gelangt sind – sind auch wenn sie nicht, wie im Mittelalter, zur Speisenzubereitung genutzt werden sollen, ein Problem für die Kammmolche. Die hungrigen Karpfen lassen sich Molcheier nämlich selbst gern schmecken und erschweren durch ihren Appetit die mögliche Rettung der bedrohten Amphibien.

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