Ist die Corona-Pandemie museumsreif?
Führung durch „Corona Art & Zeitkapsel“-Ausstellung im Städtischen Museum Seesen
Das Städtische Museum Seesen lädt zu einem geführten Rundgang durch die aktuelle Sonderausstellung „Corona Art & Zeitkapsel“ ein. Er findet statt am Samstag, 6. August 2022, um 15 Uhr. Aufgrund einer begrenzten Teilnehmerzahl wird um Voranmeldung gebeten unter Telefon 05381-48891 oder Email: museum@seesen.de. Im Museum gilt die Maskenpflicht. Der Eintritt und die Teilnahme sind kostenlos.
Als im Frühjahr die Corona-Ausstellung im Städtischen Museum eröffnete, war die Pandemie nach zwei Jahren als Dauerthema gerade von vielen Seiten und Akteuren in Deutschland für beendet erklärt worden. Staatliche Einschränkungen waren weitgehend aufgehoben, der Infektionsschutz individualisiert, in die persönliche Verantwortung (zurück) gegeben worden. Und trotz eines starken Infektionsgeschehens („Sommerwelle“) haben die Mehrheit der Menschen derzeit in einen „Pandemie-Pausen-Modus“ umgeschaltet.
Dass es eine Sonderausstellung zu diesem Thema in dieser Zeit schwer haben würde, zum „Publikumsmagneten“ zu werden, hatte Museumsleiter Dirk Stroschein zwar erwartet, doch die Vehemenz bei der Ablehnung des Themas war bemerkenswert: „Viele Besucher in unserem Haus, urteilten, auf die Sonderausstellung hingewiesen, vorweg: „Lass mich mit Corona in Ruhe!“ - Einerseits.“ Denn ebenso häufig wie die schnelle, anfängliche Ablehnung sei nach seiner Erfahrung anschließend eine positive Reaktion (nicht infektiologisch gesprochen, natürlich) auf die ausstellungsmäßige Aufbereitung und Präsentation festzustellen gewesen. Für Stroschein eigentlich wiederum wenig verwunderlich: „Denn zu welchem vergleichbaren Ausstellungsthema der vergangenen Jahre hat eine derartig - mindestens potentiell - große Bandbreite an Besucherinnen und Besuchern einen derart persönlichen Zugang? Jede und jeder hat zu Corona etwas im Sinn: Erlebnisse, Gefühle und Meinungen.“
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Das Projekt „Corona Art“ der Jugendfreizeitstätte hatte sich 2021 zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen eine Plattform zu geben, um ihre Situation und Gefühle während der Pandemie kreativ darzustellen, und zwar in Form von Bildern und Objekten. Beteiligt haben sich daran nicht nur junge Künstler aus dem Seesener Stadtgebiet, sondern auch aus der Region Nordharz, besonders aus Bad Harzburg. Die entstandenen vielfältigen Kunstwerke – Malerei, Installationen und Collagen – werden nun einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Bereits zu Beginn der Pandemie, im April 2020, hatte das Städtische Museum Seesen sein „Zeitkapsel“-Projekt gestartet. Darin ging und geht es darum, eine möglichst große Vielfalt von jeweils aktuell im Verlauf der Pandemie gemachten Erfahrungen, Erlebnissen, Gedanken, Notizen, Tagebucheinträgen, Fotos, Audios, Videos sowie Objekte und andere Fundstücke der Seesenerinnen und Seesener in der Kernstadt und den Stadtteilen zu sammeln. Im Vordergrund stand und steht das Sammeln von Momentaufnahmen, die in ihrer formalen und inhaltlichen Vielfalt schließlich in ein gemeinsames Stadtgedächtnis eingehen und im Stadtarchiv bewahrt werden sollen. „Eine vielfältige Gemeinschaft benötigt vielfältige Erinnerung“, hieß es damals in dem Aufruf. Inzwischen sind viele solcher Momentaufnahmen im Museum eingegangen, die Zeitkapsel wurde für die Ausstellung nun erstmals geöffnet und eine Auswahl von lokalen Exponaten wie z.B. Masken, Testkits, Impfstofffläschchen sowie Fotoaufnahmen von Abstandsmarkern, Schaufensteraushängen und Alltagskuriositäten gezeigt.
Weiterhin beschäftigt sich die Ausstellung mit dem Wandel unserer alltäglichen Sprache in Corona-Zeiten („Corona-ABC“), sprachbildnerischen Corona-Erklärzitaten aus Wissenschaft und Politik („Corona ist wie…“), dem Thema „Corona-Müll“ und schreibt an einer fortlaufenden „Corona-Chronik“ seit 2019. Hierbei ist die Mitwirkung der Besucherinnen und Besucher ausdrücklich gewünscht: Entweder durch persönliche Einträge in extra bereitliegenden Gästebüchern oder durch Abgabe von Objekten, Dokumenten und persönlichen Erfahrungsberichten für die Corona-Zeitkapsel.
Die Ausstellung „Corona Art & Zeitkapsel“ läuft noch bis zum 31. August 2022.