Bürgerhaus Seesen - Die Geschichte der Jacobsonschule
Die Synagoge
Das griechische Wort „Synagoge" bezeichnet sowohl den „Versammlungsort" als auch „die sich versammelnde Gemeinde". Die Synagoge wird für den Gottesdienst und für Versammlungen der Gemeinde benutzt. Als Zentrum der Gemeinde beherbergt sie die Gemeindeverwaltung, das Lehrhaus und das rituelle Tauchbad. Durchreisenden bietet sie Herberge.
Innenansicht der Synagoge
Zur Innenausstattung des nach Jerusalem ausgerichteten Gebäude gehören eine Wandnische mit dem Schrein für die Thora-Rollen, ein Podest zur Verlesung der Thora, Bima oder Almemor genannt und ein als Kathedra des Moses bezeichneter Ehrensessel.
Die Thora enthält die fünf Bücher Moses mit der Geschichte des Volkes Israel, religiösen Belehrungen, kultischen, moralischen und juristischen Vorschriften, sowie Psalmen und Prophetien. Sie ist die Grundlage des jüdischen Glaubens und der Gemeinde. Jede Woche wird beim Gottesdienst ein Abschnitt der Thora verlesen und erläutert.
Außenansicht der Synagoge um 1930
Vor 1810 benutzte die jüdische Gemeinde Seesens den Betsaal im Schulgebäude. 1805 wurde mit dem Bau einer Synagoge begonnen. Sie erhielt ihren Platz im Innenhof, da Synagogen nicht an Straßen errichtet werden durften. Die Einweihung des nach dem Vater Israel Jacobsons benannten „Jacobstempels" fand am 17.7.1810 mit einem gemeinsamen christlich-jüdischen Gottesdienst statt. Über dem Tempelportal verwies ein Bibelwort auf die von Jacobson angestrebte christlich-jüdische Verständigung: „Haben wir denn nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns erschaffen?".
In Anlehnung an christliche Vorbilder verfügte der Jacobsonstempel über eine Orgel. Als weitere Neuerung wurde nicht wie sonst üblich auf hebräisch sondern auf deutsch gepredigt und gebetet. Vor der Hundertjahrfeier der Schule 1901 wurde der Tempel renoviert.
Seit Ende der 20er Jahre wurde die Synagoge nur noch selten benutzt. Zwischen 1933 und 1937 wurde sie mehrfach durch „Volksgenossen" demoliert. Hebräische Schriften und jüdische Symbole wurden übermalt. Da der Schulhof Aufmarschgelände von Parteiformationen war, empfand man die Synagoge als Ärgernis. Am Abend des 9.11.1938 brannte die Synagoge durch Brandstiftung völlig aus. Der Synagogenwächter Nußbaum starb am 14.11.1938 an den Folgen einer Schussverletzung, beziehungsweise den Folgen von Misshandlungen. Die genaue Todesursache konnte auch ein Gerichtsverfahren nach dem Krieg nicht klären.
Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht niedergebrannt