Seiteninhalt

 

Bürgerhaus Seesen - Die Geschichte der Jacobsonschule

Allgemeines 

Diese Seiten sollen die Leistung des Stifters der Schule, des Juden Israel Jacobson, würdigen und sie in das historische Umfeld einordnen.
 
Sie zeigen die wechselhafte Geschichte der Anstalt, aus der das Seesener Gymnasium hervorgegangen ist. Es ist fraglich, ob Seesen ohne diesen Vorläufer überhaupt ein Gymnasium bekommen hätte.

Die Schulgründung fällt in eine Zeit des geistigen Auf- und Umbruchs. Die Aufklärer des 18. Jahrhunderts forderten unter anderem die Gleichstellung aller Bürger und damit auch der Juden.

Die Aufklärung trug dazu bei, das religiöse Bekenntnis als etwas Privates, Persönliches zu begreifen. Sie vertiefte die Trennung von Kirche und Staat und schuf damit die Voraussetzung, dass auch Andersgläubige als gleichberechtigte Bürger eines Staates christlicher Prägung anerkannt werden konnten.

Der Alltag blieb jedoch von diesen Ideen nahezu unbeeinflußt. Hier bestanden überlieferte antijüdische Vorurteile weiter. Die Lebensverhältnisse trugen nicht dazu bei, die bestehende Trennung aufzuheben. Juden wohnten zum großen Teil in bestimmten Straßen oder gesonderten Stadtteilen, dem Getto. Bis ins 18. Jahrhundert lernten strenggläubige Juden nur soviel Deutsch, wie zur Verständigung unbedingt erforderlich war. Mangelnde Kenntnisse verfestigten tief verwurzelte Vorurteile und führten immer wieder zur Benachteiligung der Minderheit.

Israel Jacobson beabsichtigte mit seiner für Juden und Christen gleichermaßen zugänglichen Anstalt zum einen die Ausbildungsmöglichkeiten zu verbessern. Zum anderen wollte er die unter Napoleon gesetzlich angeordnete Gleichstellung der Juden mit Leben erfüllen. Die Schüler der verschiedenen Konfessionen sollten im täglichen Umgang miteinander gegenseitige Anerkennung und Respekt lernen. Jacobson war davon überzeugt, dass das persönliche Kennenlernen des jeweils Anderen die gegenseitige Achtung fördern und Benachteiligungen für die Zukunft erschweren würde.

Israel Jacobson bemühte sich auch darum, diejenigen Bestandteile der Religionsausübung, die Christen befremdlich erscheinen mussten, neu zu gestalten und dem protestantischen Ritual anzunähern.

Seine Bemühungen als Landesrabbiner zur Reformierung des Glaubens und der Erziehung wurden von reformfreudigen Strömungen innerhalb des Judentums begrüßt. Sie wurden dagegen von den orthodoxen, auf Wahrung der Unterschiede und Andersartigkeit bedachten Juden, abgelehnt und bekämpft. Gerade im Verhältnis von Christen und Juden erwiesen sich gegenseitige Duldung und Anerkennung als nur vorübergehend. Israel Jacobson selbst hat bereits beim Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft befürchtet, dass die Zeit der Gleichberechtigung damit beendet sei. Die Juden verloren ihre Rechte als Staatsbürger und sie sahen sich auch schon im 19. Jahrhundert einem zeitweise aufbrechenden Antisemitismus ausgesetzt.

Unterschwellig wurden die Juden in ganz Europa abgelehnt. In Deutschland steigerte sich diese Ablehnung zur rassistischen Überheblichkeit des Nationalsozialismus und seiner Anhänger und führte schließlich zur Vernichtung von 6 Millionen Juden.

Diese Seiten sollen dazu beitragen, dass die Geschichte der jüdisch-christlichen Erziehung in Seesen, die von den Nationalsozialisten endgültig beendet wurde, nicht in Vergessenheit gerät.