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28.11.2022

Wirtschaftsausschuss mit vielen Themen

Bild vergrößern: Abgebildet ist Geschäftsführer Norbert Engel im Inneren einer Betriebshalle der Firma akkuteam. Engel steht vor den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses.
Norbert Engel führte durch die Hallen.

Auch wenn die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses der Stadt Seesen bei ihrer Sitzung am Mittwochnachmittag wenige Entscheidungen zu treffen hatten, war die Tagesordnung gespickt mit einem bunten Strauß an relevanten Wirtschafts-Themen. So zeigte allein der Ort der Sitzung, dass Seesen ein wichtiger Wirtschaftsstandort ist und insbesondere im logistischen Bereich trumpfen kann: Der Ausschuss fand in den neuen Räumlichkeiten der Firma akkuteam statt, die hier alle Batterien aus Asien-Importen der Marken Volkswagen und BMW auflädt. „Die Batterien verlieren bei dem langen Seetransport an Leistungsfähigkeit und wir laden sie hier wieder vollständig auf. Alle Asien-Importe für die europäischen Fertigungsstätten der beiden Autohersteller gehen durch Seesen. Darauf können wir hier stolz sein“, erläuterte Geschäftsführer Norbert Engel im Rahmen der Betriebsbesichtigung. Auch für Bürgermeister Erik Homann war die Führung durch die 2018 gebauten Hallen eine Premiere: „Es ist ein tolles Gefühl, heute hier in den neuen Lagerräumen zu stehen. Ich erinnere mich noch genau an die Planungsphase, in der wir viel zusammengesessen haben.“ Für Norbert Engel, der das Unternehmen vor 26 Jahren als Fachbetrieb für Batterietechnik und Ersatzstromversorgung in dem kleinen Örtchen Pöhlde bei Herzberg gegründet hat, steht inzwischen fest: „Wir werden Seesener bleiben!“ Denn auf dem Gelände im Gewerbegebiet Triftstraße ist der Bau von weiteren fünf Hallen möglich und perspektivisch auch geplant. „Wachstum war bei uns schon immer ein zentrales Thema, auch bei der nächsten Generation, die das Unternehmen in fünf bis acht Jahren übernehmen wird“, erklärt Engel.

Auch das geplante Gewerbegebiet „Zainer Berg“ in Rhüden entwickelt sich gut, berichtet Wirtschaftsförderer Tobias Heupke: „Wir haben für die Fläche insgesamt 14 Interessenten aus dem Bereich Logistik und leichte Produktion. Noch bis zum 9. Dezember können die Angebote abgegeben werden, bevor wir im Anschluss darüber entscheiden, wer den Zuschuss bekommt.“ Das letzte Grundstück in der Triftstraße konnte ebenfalls verkauft werden: Der Entsorgungsbetrieb Schrader erweitert hier seine Flächen.

Während es im logistischen Bereich viele Anfragen gibt, gestaltet sich die Kinderarzt-Suche weiterhin schwierig. Steffen Pallinger, Seesener Allgemein- und Betriebsmediziner sowie Kreisstellenvorsitzender der Kreisstelle Gandersheim-Seesen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) erklärte, dass der bisherige Kinderarztsitz inzwischen zwar von der Seesener Arztpraxis zurück an die KVN gegangen ist und somit potentiell an einen anderen Standort vergeben werden könnte. „Ich glaube aber, dass die Bedarfsplanung frei bleiben wird, da wir überall einen Nachwuchsmangel haben. Es gibt einfach zu wenige Ärzte, die diese Fachrichtung einschlagen“, so Pallinger.

Thorsten Scheerer, Leiter des Fachbereichs Kultur und Jugend, zu dem auch die Wirtschaftsförderung zählt, erläuterte den aktuellen Stand zu einem möglichen Ankauf des ehemaligen Hotels „Goldener Löwe“ durch die Stadt. „Wir können das Objekt vom jetzigen Eigentümer erwerben, würden jedoch inklusive Sanierung bei einer Gesamtausgabe von deutlich mehr als 2 Millionen Euro liegen – ohne Aussicht auf Betreiber“, erklärte Scheerer. Für Jürgen Nitsche ein „ernüchterndes Ergebnis“, das wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Die Stadt wird für die nächste Sitzung eine Drucksache mit der Empfehlung vorbereiten, das Gebäude nicht zu erwerben – stattdessen soll die Suche nach einem privaten Betreiber forciert werden.

Abschließend berichtete Jan Niklas Kott, Projektmanager der „NewKammer“, über den aktuellen Stand und die Zukunft des Seesener Coworking Space‘: „Seit der letzten Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Februar wurde der Seminarraum 65 Mal gebucht und wir konnten 11 Veranstaltungen durchführen. Dabei haben wir insbesondere darauf geachtet, das Netzwerk so breit wie möglich aufzufächern.“ Mit Erfolg, denn insgesamt betreut Kott gemeinsam mit dem Team des Entrepreneurship Hubs aus Braunschweig 18 Gründungsprojekte und sechs bereits am Markt bestehende Unternehmen, die in Seesen gegründet wurden. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „Zukunftsräume“ vom Land Niedersachsen gefördert und soll auch nach Ablauf des Förderzeitraums ab Juli 2023 im Groben bestehen bleiben. So wird es auch weiterhin einen offenen Gemeinschaftsbereich sowie die Möglichkeit der tageweisen Anmietung des Besprechungsraums und der Coworking-Arbeitsplätze geben. Einzig die monatsweise Anmietung von Büroflächen entfällt, denn in die Büroräume werden Wirtschaftsförderer Tobias Heupke und Klimaschutzmanagerin Katharina Lachmann einziehen.

Das große Ziel der NewKammer, ein Start-Up-Netzwerk in Seesen aufzubauen, ist bereits geglückt. Jetzt steht das Team um Thorsten Scheerer vor der Herausforderung, ein erweitertes Angebot für Gründer während der Gründung zu schaffen und im Anschluss attraktive Büroflächen zu finden – damit auch weiterhin viele Unternehmen Seesen als attraktiven Wirtschaftsstandort entdecken.