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09.11.2019

„Reflektiertes Geschichtsbewusstsein in der Region fördern“

Bild vergrößern: In einer Sonderausstellung auf der Galerie im Obergeschoss informiert das Städtische Museum Seesen über die Zeit des Nationalsozialismus im Braunschweigischen Land.
In einer Sonderausstellung auf der Galerie im Obergeschoss informiert das Städtische Museum Seesen über die Zeit des Nationalsozialismus im Braunschweigischen Land.

Am Donnerstagabend wurde auf der Galerie im Obergeschoss des Städtischen Museums eine Sonderausstellung über die Zeit des Nationalsozialismus im Braunschweigischen Land eröffnet. Die Ausstellung wurde von der Braunschweigischen Landschaft als Wanderausstellung konzipiert und ist bis Ende des Monats in der Harzstadt zu sehen.

Museumsleiter Dirk Stroschein begrüßte die interessierten Gäste und verwies darauf, dass die Ausstellung bewusst in diesen Monat und die Eröffnung nur wenige Tage vor den 9. November, den Jahrestag der Pogromnacht 1938 mit dem Gedenken der Zerstörung der Seesener Synagoge und Ermordung des Synagogenverwalters Siegfried Nußbaum, gelegt worden sei. Denn eine der Ausstellungstafeln - erstellt von Dr. Joachim Frassl - beschäftigt sich mit diesen Geschehnissen vor 81 Jahren. Zum anderen, so der Museumsleiter, sei auch die räumliche Nähe der Sonderausstellung zur Jacobson-Dauerausstellung im Obergeschoss mit Bedacht gewählt.

Besonderen Dank zollte Dirk Stroschein der Braunschweigischen Landschaft und dort der Arbeitsgruppe der Heimatpfleger, die diese Ausstellung recherchiert und zusammengestellt hat. Deren Sprecher und Beiratsvorsitzender, Harald Schraepler, ergriff sodann das Wort und führte in die Tafelausstellung ein.

Schraepler erinnerte daran, dass dies bereits die dritte Ausstellung ihrer Art sei, die in den vergangenen Jahren im Museum Seesen Station mache. Zuvor hatten sich die Heimatpfleger aus der Region der Chronologie folgend der Themen „Braunschweigisches Land in der Kaiserzeit 1871-1918“ sowie „Braunschweigisches Land in der Weimarer Republik 1918-1933“ angenommen.

Nun gehe es zwar um einen zeitlich nur kurzen Abschnitt der Landesgeschichte, der aber umso gravierendere Einflüsse auf und Einschnitte in das gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben der Menschen hatte. Die Vielfalt dieser Einflüsse und unterschiedlichen Ausprägungen werden auf einzelnen Tafeln und beispielhaft an unterschiedlichen Orten im Braunschweigischen Land dargestellt.

So ist über den Aufstieg der Nationalsozialisten mit der Bildung der Harzburger Front 1931 zu lesen. Ebenso wie über die Einbürgerung des staatenlosen Adolf Hitler in Braunschweig, die ihm erst eine Kandidatur für das Reichspräsidentenamt ermöglichte. Weitere Themen sind die Gleichschaltung der Evangelischen Landeskirche, die Planung und Bau der „Stadt des KdF-Wagens“ sowie die Zwangsarbeit im Volkswagenwerk, die Fertigstellung der ersten Abschnitte der Reichsautobahn, die Gründung der „Reichswerke Hermann Göring“ sowie der Aufbau des „Reichsnährstandes“ und die Rolle Goslars als „Reichsbauernstadt“. Der Umgang mit Andersdenkenden wird beleuchtet auf Thementafeln zur Zerschlagung der Braunschweiger Arbeiterbewegung und zum Strafgefängnis in Wolfenbüttel. Die Auswirkungen des Krieges waren in der Region und besonders in der Stadt Braunschweig durch die Luftangriffe ab 1941 zu spüren, mit deren Folgen sich eine weitere Tafel beschäftigt.

Insgesamt 32 Thementafeln wurden von der Arbeitsgruppe der Heimatpfleger erstellt; etwa die Hälfte davon wird in Seesen ausgestellt. Allerdings hat die Braunschweigische Landschaft einen Katalog mit allen Texten erstellt, der für die Besucher zur kostenlosen Mitnahme im Städtischen Museum bereit liegt. Darüber hinaus ist dieser auch online unter www.braunschweigischelandschaft.de als PDF abrufbar.

Harald Schraepler betonte abschließend, dass es sich die Braunschweigische Landschaft mit diesem Projekt im Besonderen auf die Fahnen geschrieben hat, ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein in der Region zu fördern. Gerade in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus sei es wichtig, immer wieder an das Geschehene zu erinnern, auf dass sich eine derartige Schreckenszeit nicht wiederhole. Sein besonderer Wunsch und Appell sei es deshalb, dass auch die Schulen und junge Menschen diese Ausstellung besuchten.

Museumsleiter Dirk Stroschein wies darauf hin, dass nach Vereinbarung die Ausstellung für Gruppen/Klassen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten besucht werden kann.

Die regulären Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Informationen und Anfragen sind möglich unter Telefon: 05381-48891 und E-Mail: museum@seesen.de.

Die Ausstellung läuft bis zum 30. November 2019. Der Eintritt ist frei.