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22.10.2022

Museum hält die Zeit an

Bild vergrößern: Abgebildet ist die Fachwerk-Front des Städtischen Museums nachts, angestrahlt.
Das Städtische Museum bei Nacht.

Besondere Nachtführung zur Zeitumstellung / Auftakt zur Sonderausstellung „Normalzeit“

Zu einer besonderen Führung durch seine Ausstellungsräume lädt das Städtische Museum Seesen in den frühen Morgenstunden des 30. Oktober ein. Anlass ist die in dieser Nacht vorzunehmende Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit. Um 3 Uhr am Sonntagmorgen werden bekanntlich die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. „Man könnte auch sagen, wir halten die Zeit eine Stunde lang an“, so Museumsleiter Dirk Stroschein. „Diese gewissermaßen aus der Zeit gefallene Stunde möchten wir nutzen, Interessierten die Möglichkeit zu geben, das Museum einmal ganz anders zu erleben und zu erkunden.“ Natürlich wird bei dem geführten nächtlichen Rundgang auch das Thema Zeit und ihre Wahrnehmung selbst eine Rolle spielen.

Zugleich ist die Veranstaltung der Auftakt zu einer neuen Sonderausstellung, die den Titel „Normalzeit“ trägt. Zum einen spielt der Titel auf ihre Laufzeit an: Denn was gemeinhin Winterzeit genannt wird, ist korrekterweise als Normalzeit zu bezeichnen. Und diese dauert, wie auch die Ausstellung selbst, bis zur erneuten Zeitumstellung Ende März kommenden Jahres an.

Zum anderen nimmt der Titel Bezug auf den Begriff und die Vorstellung von Normalität: Während der Pandemie beispielsweise war häufig der Wunsch zu vernehmen, man wolle wieder „zurück zur Normalität“, also dem als vertraut und gewohnheitsmäßig stabil empfundenen Zustand zuvor. Dass irgendein Status quo überhaupt erhalten oder wiederhergestellt werden kann, widerspricht allerdings jeder Lebenserfahrung und ist auch auf „normale“ Zeiten bezogen illusionär. Der Mensch ist ein Zeitwesen und nur der Wandel der Welt, in der er lebt, ist stabil. Wahrgenommen wird dies allerdings besonders in (Ausnahme-)Situationen mit weitreichenden Wirkungen auch auf den Alltag des Einzelnen, die nicht erst seit jüngster Vergangenheit das Prädikat „historisch“ erhalten oder als „Zeitenwende“ markiert werden.

Die Sonderausstellung nimmt sich vor, in 21 Kalenderwochenblättern auf vermeintlich „normale“ Ereignisse, Themen und Personen in der Vergangenheit Seesens zurückzublicken und sie in ihren zeitlichen Zusammenhängen prägnant zu beleuchten. In der Form der Ausstellungsaufstellung geht man ungewöhnliche Wege: „Normalerweise“ wird eine Ausstellung im Vorfeld kuratorisch konzipiert und präsentiert ergebnishaft Zusammengestelltes, das informiert, anregt und Dialog und Begegnung fördert. In diesem Fall startet die Ausstellung mit (fast) leeren Räumen, Rahmen und Vitrinen und präsentiert sich „vollständig“ erst als Abschluss. Besucherinnen und Besucher können so den Aufbau der Ausstellung Woche für Woche mit der Vorstellung eines neuen Kalenderwochenblattes verfolgen und begleiten. Dazu wird jeweils dienstags um 12.30 Uhr zur „Mittagspause im Museum“ eingeladen, erstmals am 1. November.

Die nächtliche Auftaktführung beginnt am Sonntag, 30. Oktober 2022 um 3 Uhr (Sommerzeit) und wird ca. eine Stunde dauern. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten unter Telefon: 05381-48891 oder E-Mail: museum@seesen.de. Im Museum gilt die Maskenpflicht.